Hunger

Unter Stalin gab es - wie man heute weiß, gezielt und politisch gewollt – immer wieder Hungerkatastrophen. Die schlimmste war in den Jahren 1932/33, vor allem in der Ukraine und in Kasachstan. Sie wird von Historikern heute zum Teil als Genozid eingestuft.

Der „Holodomor (wörtlich: Hunger-Massensterben)1 war eine Folge der von Josef Stalin mit allen Mitteln durchgesetzten Kollektivierung der Landwirtschaft. Zugleich exportierte die Sowjetunion Getreide, um Industrie und Rüstung finanzieren zu können. Die Zwangsabgaben von Getreide wurden drastisch erhöht, Widerstand dagegen bekämpfte die sowjetische Tscheka mit Verhaftungen, Deportationen und Erschießungen.

Das Regime kannte keine Gnade: In den Jahren 1932/33 starb etwa ein Viertel der Dorfbevölkerung im Osten und Süden der Sowjetrepublik Ukraine. Es kam zu Kannibalismus und zur Flucht hungriger Bauern, woraufhin die Sicherheitskräfte ganze Landstriche absperrten. Historiker schätzen die Zahl der Toten heute auf drei bis sechs Millionen.

Es gab ein Gesetz, wonach damals jeder, der sich von einem Feld fünf Ähren nahm, zu Haft oder zum Tode verurteilt werden konnte.2

    Zahlen und Fakten zu Hunger und Welternährung heute 3

     in 13 Thesen

  1. 815 Millionen Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen.
    Die Zahl der Hungernden ist seit 1990 um 216 Millionen zurückgegangen, doch 2017 wieder erstmals angestiegen. Das Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen, den weltweiten Hunger bis zum Jahr 2030 zu beenden, kann jedoch nur mit größten internationalen Anstrengungen erreicht werden. Vor allem Krisen und Konflikte, Naturkatastrophen und die Folgen des Klimawandels stellen große Herausforderungen im Kampf gegen den Hunger dar.
  2. Auf der Erde leben fast 7,5 Milliarden Menschen.
    Einer von neun Menschen weltweit muss jeden Abend hungrig schlafen gehen.5 
  3. Hunger ist das größte Gesundheitsrisiko weltweit.
    Mehr Menschen sterben jährlich an Hunger, als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen.6 
  4. Die große Mehrheit der Hungernden (98 Prozent) lebt in Entwicklungsländern.
    Davon leben zirka 511 Millionen in Asien und der Pazifikregion, 232 Millionen in Afrika. Jedoch ist der Anteil der Hungernden an der Bevölkerung mit 20 Prozent in Afrika am höchsten.7
  5. Drei von vier Hungernden weltweit leben als Kleinbauern, Viehzüchter und Arbeiter auf dem Land.
    Die Mehrheit der Kleinbauern sind Frauen, die mit dem selbst Erwirtschafteten sich und ihre Familien ernähren.8
  6. Würden Frauen in Entwicklungsländern
    dieselben Mittel für die Landwirtschaft erhalten wie Männer, könnte die Zahl der Hungernden weltweit um 100 bis 150 Millionen Menschen sinken.9
  7. Mehr als 160 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind für ihr Alter zu klein,
    weil sie nicht genug zu essen haben. Die Hälfte von ihnen lebt in Asien, ein Drittel in Afrika. Jedes siebte Kleinkind ist untergewichtig.10
  8. Die Zahl der jährlichen Todesfälle von Kleinkindern
    ist von 12,7 Millionen im Jahr 1990 auf knapp 6 Millionen im Jahr 2015 gesunken. Die Todesursache ist in nahezu der Hälfte der Fälle auf Unterernährung zurückzuführen.11
  9. Es kostet dem WFP (World Food Programme) nur 20 Cent,
    einem Kind eine Schulmahlzeit mit wichtigen Vitaminen und Nährstoffen zu geben, die es braucht um gesund aufzuwachsen.12
  10. Mangelernährte Mütter
    bringen oft untergewichtige Kinder zur Welt, die ein 20 Prozent höheres Risiko haben, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben. Bis zu 20 Millionen untergewichtige Kinder werden weltweit jedes Jahr geboren.13
  11. Die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes,
    von Beginn der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag, sind die kritische Phase für die Verhinderung von chronischer Unterernährung. Die richtige Ernährung während dieser Zeit kann geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen aufgrund von Unterernährung vorbeugen.14
  12. Der Klimawandel
    kann dazu führen, dass bis zum Jahr 2050 zusätzlich 20 Prozent mehr Kinder an Hunger und Mangelernährung leiden, als noch heute. Fast die Hälfte von ihnen lebt in Sub-Sahara Afrika.
  13. Hunger ist das größte lösbare Problem der Welt.
    Hier erfahren Sie, wie der Hunger bekämpft werden kann. Möglichkeiten, sich zu engagieren, stellen wir Ihnen hier vor: World Food Programme  http://de.wfp.org/hunger/hunger-statistik

Ich möchte gerne ergänzen: 
Hunger wäre das größte lösbare Problem der Welt. Doch kann man sich die Frage stellen, warum wir es nicht lösen. Wieviel unterscheidet sich die politische Weltsituation mit ihren Machthabern heute von der Stalinzeit? Und wie schizophren handeln Menschen, die einerseits für Hungerhilfe spenden und auf der anderen Seite durch Börsengewinne aller Art daran verdienen?

Ein Aspekt unter vielen ist die freie Verfügbarkeit von Saatgut für die Bauern dieser Welt. Bayer schickt sich an, mit dem Kauf von Monsanto zum weltgrößten Saatgutmonopolisten zu werden.

Was ist unsere Verantwortung heute? Reicht eine Geldspende wirklich aus, um das Problem des weltweiten Hungers an der Wurzel auszurotten?

Diese Fragen kann man selbst sich noch ergänzen. Ich stelle sie in gutem Gedenken an Nikolai Iwanowitsch Wawilow, der den Hunger in der Welt besiegen wollte.

Elisabeth Beringer

1 https://en.wikipedia.org/wiki/Holodomor

2 https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article122152364/Stalins-brutalstes-Mordwerkzeug-war-der-Hunger.html

3 World Food Programme http://de.wfp.org/hunger/hunger-statistik

4 State of Food Insecurity in the World, FAO 2015

5 State of Food Insecurity in the World, FAO 2015

6 World Hunger and Poverty Statistics, WHO 2013

7 State of Food Insecurity in the World, FAO 2015

8 Focus on Women, WFP 2016

9 FAO, 2011

10 Millenniums-Entwicklungsziele Bericht, 2015

11 Levels and Trends in Child Mortality Report, 2015

12 Zwei Minuten über Schulmahlzeiten, WFP 2015

13 World Health Organization, 2014

14 UN Standing Committee on Nutrition, 2009

 

Das Buch:

Rudolf Steiner

Leben - Gedankenwelt - Impulse

 

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Das Buch ist neben deutsch auch auf russisch und ukrainisch erschienen.

Die Bücher kosten jeweils 18,00 € und können gerne bestellt werden über:

das Kontaktformular

oder über info@elisabeth-beringer.de.

 

Die Ausstellung:

Rudolf Steiner - Leben und Werk

in 18 großen Tafeln 

zum Ausleihen oder als Druckvorlage zum Download

 

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Die Ausstellung wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, Ansichtstafeln findet man hier.

Sie kann entweder in den jeweiligen Ländern ausgeliehen werden oder steht als Download zur Verfügung. Anfragen bitte über das Kontaktformular